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Der Glanz von Mineralien





Glänzende Kristalle

Der Glanz von Mineralien ist zusammen mit der Farbe, Strichfarbe, Transparenz und Kristallform eine der optischen Eigenschaften bzw. ein „äußeres Kennzeichen“ (Leonhard, 1817), „welche dazu dienen, die Mineralien von einander zu unterscheiden“ (Gmelin, 1790) und wird auch heute noch als Merkmal zur Bestimmung von Mineralien herangezogen. Johann Christian Hendel weist 1816 allerdings darauf hin, dass der Glanz lediglich ein "Hülfsmerkmal, nicht als Haupterkennungsmerkmal anzuwenden" sei.

In der Mineralogie wird die Reflexion von Licht auf der Oberfläche von Mineralien als Glanz definiert, wobei die Beschaffenheit der Kristalloberfläche sowie die Lichtdurchlässigkeit den Glanz wesentlich bestimmt. Eine weitere Einflussgröße, die im Zusammenhang mit dem Glanz von Kristallen steht, ist der Brechungsindex – der Glanz ist umso intensiver, desto höher die Brechung des Lichts ist.

Dabei fällt auf, dass durchsichtige, klare Mineralien stärker glänzen als undurchsichtige Steine; genau wie der Glanz durch Verwitterung bzw. Verwitterungskrusten oder andere Veränderungen der Mineraloberfläche, z.B. durch den Kontakt mit Säuren oder Kratzer, beeinträchtigt werden kann. Anders herum kann der Glanz von Mineralien auch gesteigert werden, indem diese auf Hochglanz poliert werden (Zippe, 1859).

Bis ins 18. Jahrhundert wurde der Glanz lediglich in „gemeiner Glanz und Metallglanz“ (Zappe, 1804) unterschieden. Der Glanz von metallhaltigen Mineralien bzw. Erzen war derart prägnant, dass dieser eine eigene Glanzart darstellte, während die übrigen Mineralien als gemein im Sinne von gewöhnlich beschrieben wurde. Über die Jahre hinweg haben sich zum Metallglanz sieben weitere Kategorien von Glanz herauskristallisiert, mit den denen der Glanz von Mineralien beschrieben wird.


Bild 1: Glanz von Mineralen: Diamant-, Glas-, Metall- und Fettglanz (dargestellt an 1. Diamant, 2. Quarz, 3. Kupfer und 4. Schwefel)


GlanzartBeschreibung Mineralien
glasartig/Glasglanz
  • der Glanz gleicht dem von zerbrochenem Glas
  • „Glanz des gemeinen Glases“ (Naumann, 1859)
Eudialyt, Quarz, Halit, Kryolith, Topas, Fluorit, Chrysoberyll, Opal, Aragonit, Türkis, Autunit, Rhodochrosit, Malachit und Azurit, Zunyit, Roselith, Kinoit, Tirolit, Cleavelandit, Dioptas, Gyrolith, Kobaltcalcit, Sugilith, Uwarowit
diamantartig/Diamantglanz
  • der Glanz ist strahlend und glänzend
  • “starke Lichtbrechung und Farbenzerstreuung“ (Bauer, 1886)
Diamant, Kassiterit, Anhydrit, Rubin, Saphir, Krokoit, Wulfenit, Zinkblende, Atacamit, Vanadinit, Vauquelinit und Cinnabarit
fettig/Fettglanz
  • der Glanz erinnert an ölgetränkte Gegenstände
  • „Glanz eines mit Oel oder Firniss bestrichenen Körpers“ (Zippe, 1859)
Schwefel, Realgar, Anhydrit, Konichalcit, Mimetesit, Smithsonit und Chrysotil
metallisch/Metallglanzder Glanz ist geprägt durch eine hohe Reflexion wie bei polierten Oberflächen Silber, Gold, Kupfer, aber auch Galenit, Akanthit, Stibnit, Buntkupferkies, Pyrit, Arsenopyrit, Markasit und Chromit
matt
  • die Oberfläche ist ohne Glanz
  • “es wird das kein Licht mehr reflectirt, erdige Substanzen“ (Bauer, 1886)
Magnetit, Hämatit, Lasurit, Lazulith, Magnesit, Cuprit, Coronadit, Glaukonit, Jarosit, Purpurit und Borax
perlmuttartig/Perlmuttglanz
  • der Glanz ist gekennzeichnet durch ein schillerndes Lichtspiel
  • „hat etwas sanft und weiß schielerndes an sich“ (Zappe; 1804)
  • „nach den bekannten Schalen der Perlmuschel“ (Zippe 1859)
Apophyllit, Opal, Calcit, Mikroklin, Muskovit und Anorthit
seidig/Seidenglanz
  • der Glanz zeigt sich intensiv, zart und schimmernd
Gibbsit, Aurichalcit, Gips und Tigerauge, Hemimorphit, Natrolith, Okenit, Serizit
harzig, wachsartig/Harzglanz/Wachsglanz
  • der Glanz erscheint gedämpft
  • „buntgefärbte Fossilien mit einem geringen Grade von Durchsichtigkeit“ (Zappe, 1804)
Auripigment, Bernstein und Feuerstein



Bild 2: Glanz von Mineralen: matter, Perlmutt-, Seiden- und Harzglanz (dargestellt an 5. Hämatit, 6. Opal, 7. Gips und 8. Bernstein)


In der Praxis ist tatsächlich so, dass ein und dasselbe Mineral verschiedene Glanzarten aufweisen kann, weshalb mitunter mehrere Glanzarten gleichzeitig angegeben werden. Leonhard nennt 1817 als Beispiele Zirkon, der sowohl diamantartig wie auch fettig glänzt, sowie Analcim, der sich durch Glas- und Perlmuttglanz auszeichnet.
Zudem ist es möglich, dass der Glanz auf der Mineraloberfläche ein anderer ist als auf frischen Spalt- oder Bruchflächen der Kristalle („nitor externus“ (Zappe, 1804), äußerer Glanz versus innerer Glanz).


Glanzintensität von Mineralien

Neben der Art des Glanzes wird auch die Intensität des Glanzes bei der Bestimmung genauer aufgeschlüsselt.
Der Chemiker, Physiker und Mineraloge Georg Adolph Suckow (1751 bis 1813) unterschied 1790 vier Glanzstufen, an denen sich auch in den Folgejahren und -jahrhunderten Mineraloginnen und Mineralogen orientierten.

  1. „stark glänzend: wenn der Glanz in einer beträchtlichen Weite zu bemerken ist“. Sein Kollege Carl Cäsar von Leonhard (1779 bis 1832) ergänzt, dass die höchste Stufe innerhalb dieser Kategorie „spiegelflächig glänzende“ Mineralien sind und dass die Oberflächen solcher Mineralien sehr eben sind und führt als Beispiel Galenit, Bergkristall und Obsidian an.
  2. „glänzend oder wenig glänzend: wenn der Glanz nur in der Nähe bemerkt werden kann“ wie zum Beispiel Calcit, Opal und Schörl.
  3. „schimmernd: wenn nur einige Theile der Maße einen Glanz haben“, oder mit den Worten von Leonhard 1817: die „Oberfläche ist matt und es werfen nur einzelne kleine Punkte derselben Lichtstrahlen schwach zurück“, beispielsweise Feuerstein und Kieselschiefer.
  4. „matt: wenn die Oberfläche glanzlos ist“, u.a. Tripel/Kieselgur, Galmei/Zinkmineralien wie Smithosonit und Hemimorphit, Kaolin und Basalt.


Auch interessant:


Quellen:
⇒ Gmelin, J. F. (1790): Grundriß der Mineralogie
⇒ Suckow, G. A. (1790): Von den Kennzeichen der Mineralien. Glanz. IN: Anfangsgründe der Mineralogie
⇒ Hendel, J. C. (1816): Der Glanz. IN: Anleitung zur Kenntniß der Edelsteine und Perlen, als Handbuch für Juweliere und Steinschneider nebst einer Beschreibung des Sächsischen Kunstschatzes oder des sogenannten grünen Gewölbes in Dresden
⇒ Leonhard, C. C. (1817): Äußere Kennzeichen. Der Glanz. IN: Systematisch-tabellarische Uebersicht und Charakteristik der Mineralkörper
⇒ Zippe, F. X. M. (1859): Terminologie der optischen Eigenschaften. Glanz. IN: Lehrbuch der Mineralogie mit naturhistorischer Grundlage
⇒ Naumann, C. F. (1859): Arten des Glanzes. IN: Elemente der Mineralogie
⇒ Bauer, M. (1886): Mineralphysik. Glanz. IN: Lehrbuch der Mineralogie
⇒ Booth, B. (1999): Steine und Mineralien. Könemann Verlag Köln
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Schumann, W. (2017): Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten. 1900 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Hochleitner, R. (2017): Welcher Stein ist das? Kosmos-Naturführer. Über 350 Mineralien, Edelsteine und Gesteine. Franckh Kosmos Verlag

Letzte Aktualisierung: 15. November 2023




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