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Gelbe Diamanten - Fancy Diamanten



Derzeit erobert eine Diamantenfarbe die Schmuckbranche: gelb. Die Farbe ist einzigartig, der Glanz brillant und im Vergleich zu weißen oder anderen Farbdiamanten sind gelbe Diamanten zu erschwinglichen Preisen zu bekommen.



Inhaltsverzeichnis Gelber Diamant


Fancy Diamanten

Wenn es einen Edelstein gibt, den jede/jeder kennt, ist es vermutlich der Diamant. Denn Diamanten faszinieren die Menschheit seit Jahrhunderten. Kein anderes Mineral kann in puncto Brillanz mit dem Edelstein mithalten.
Was allerdings weniger bekannt ist, ist die Tatsache, dass Diamanten in vielen Farben vorkommen und längst nicht nur von weißer Farbe sind.
In der Gemmologie - der Lehre der Edelsteine und deren Verarbeitung zu Schmuck - werden alle Diamanten, die nicht weiß sind, unter dem Namen Fancy Diamanten geführt.

Auch wenn es unter weißen Diamanten Exemplare gibt, die einen mehr oder weniger deutlich ausgeprägten Stich ins Gelbe oder Blaue aufweisen können, kann über Farbtabellen eindeutig definiert werden, ob es sich um einen Fancy Diamanten oder einen weißen Diamanten handelt.

Jene auf dem Vergleich feinster Nuancen basierenden Farbtabellen zur Bestimmung bzw. genauen Angabe der Farbe von weißen Diamanten wurden im mittleren 20. Jahrhundert vom Gemological Institute of America (GIA)** angefertigt und besitzen auch noch Gültigkeit.

Jedes Jahr werden in den weltweit aktiven Diamantminen Diamanten in Höhe von ca. 130 Mio. Karat gewonnen. Der Anteil farbiger Diamanten an der Gesamtfördermenge beträgt 0,01 Prozent. Unter allen Farbdiamanten sind gelbe und braune Diamanten, die am häufigsten vorkommenden Farbdiamanten. Farbige Diamanten in grau, schwarz, orange, violett, rot, pink, grau, blau und grün sind seltener, wobei die vier zuletzt genannten Farben zu den seltensten Fancy Diamanten zählen.


Gelber Diamant (Quelle: Edwin William Streeter, Precious Stones and Gems, 1892: Crystal od yellow Cape Diamond)

Die Farbe von gelben Diamanten

Für den Laien ist der Unterschied zwischen einem gelbstichigen weißen Diamanten und einem pastellgelben Diamanten schwer zu erkennen.

In der Tat ist der Übergang zwischen weißen Diamanten mit Gelbstich und gelben Diamanten fließend. Dennoch wird gemäß GIA genau definiert, ab welcher Tonhöhe ein Diamanten als gelber Diamant gilt und welche Farbe noch als weißer Diamant gewertet wird.

Bei der Bewertung von Diamanten ist den 4C entsprechend (Farbe/Color, Cut/Schliff, Reinheit/Clarity und Gewicht/Carat) ein Kriterium die Farbe, die in Form der Buchstaben D bis Z angegeben wird.
D-Diamanten gelten als die farblich qualitativ hochwertigsten; die Farbe wird bisweilen auch als hochfeines Weiß+ bezeichnet.
Diamanten mit einem Gelbstich beginnen im Farbschlüssel der GIA ab dem Buchstaben M. M- bis R-Diamanten sind von sehr hellgelber Farbe, bei Diamanten der Farbe S bis Z ist der Gelbton intensiver.

Scheinbar weiße Diamanten mit Gelbstich, die nicht in die Farbskala der GIA „passen“, werden zu den Farbdiamanten gezählt. Der Unterschied zwischen einem weißen, gelbstichigen Diamanten und einem sehr hellen gelben Diamanten ist oftmals nur im direkten Vergleich erkennbar.

Die Bezeichnung der Farbe von gelben Diamanten wird wie bei anderen Farbdiamanten detailliert aufgeschlüsselt.
Die Angabe der Farbe Gelb entspricht der Primärfarbe eines Farbdiamanten – die Farbe, die man zuerst sieht. Hinzu kommt der Oberton, der einen wesentlichen Einfluss auf die Gesamterscheinung der Farbe hat. Durch den Oberton kann die Primärfarbe in der Leuchtkraft unterstützt werden oder der Diamant erscheint „angeschmutzt“.

Bei gelben Diamanten kann der Oberton ins Orangefarbene, Grüne, Braune oder Graue gehen, wobei reingelbe Diamanten als diejenigen von höchster Farbqualität gelten. In Fachkreisen werden solche Diamanten in kräftigen Gelbtönen – angelehnt an die Ähnlichkeit der Farbe mit Kanarienvögeln – als Canaries oder Kanariengelbe Diamanten bezeichnet.

Etwas detaillierter und fast schon poetisch fällt die Beschreibung der Farbvielfalt von gelben Diamanten bei historischen Mineralogiebüchern aus. So führt der Naturforscher Johann Jakob Tschudi (1818 bis 1889) auf, dass für gelbe Diamanten die "gelbe, nämlich citronengelbe, weingelbe, messinggelbe, ochergelbe, braungelbe (honiggelbe), aber keine schwefelgelbe" Farbe typisch ist.

Hinzu kommt das Prädikat der Farbsättigung, die von fancy light über fancy und fancy dark bis zu fancy deep sowie fancy intense und fancy vivid am intensivsten bzw. kräftigsten wird.
Dabei stellte Löhr (1867) fest, dass besonders hellgelbe Diamanten unter künstlicher Beleuchtung als weiße Diamanten durchgehen.


Schönheitsbehandlung von gelben Diamanten

Da nicht jeder gelbe Diamant dem Ideal entspricht, werden neben naturbelassenen gelben Diamanrten zusätzlich behandelte Diamanten angeboten.
Als die gängigsten Methoden der Farbbehandlung gelten HPHT und die Bestrahlung.

Farblose, hellgelbe oder hellbraune Diamanten lassen sich durch diese beiden Verfahren in strahlend gelbe Diamanten verwandeln.

Während bei HPHT die Farbveränderung mittels hohen Druck und hohe Temperaturen (High Pressure High Temperature) erfolgt, wird bei der Bestrahlung auf den Einsatz von farbverändernden Ionen gesetzt.

Derartige Veränderungen der Ursprungsfarbe müssen beim Kauf von Diamanten kenntlich gemacht werden, bspw. in Form von behandelter Diamant, erhitzter Diamant, bestrahlter Diamant oder farbveränderter Diamant.


Gelber Diamant als Vorlage für weißen Diamant

In der Vergangenheit waren gelbe Diamanten nicht überall besonders beliebt, aber die Gemmologen waren pfiffig und erkannten das Potential blassgelber Diamanten. So schreiben die Mineralogen Chatrian und Jacobi im Jahr 1893, dass eine "dünne Schicht von blau reicht hin, dem gelbsten Diamanten eine reine weisse Farbe zu geben". Das heißt: der Diamant wird oberflächlich mit einer blauen Schicht ummantelt; wobei blau als Komplementärfarbe zu gelb wirkt und der Stein weiß erstrahlt. Allerdings war das Verfahren damals noch nicht ausgetüffelt genug, denn bei Kontakt mit Wasser floss die blaue Farbe in den Abguss und der Stein war wieder gelb.




Die Ursache der Farbe von gelben Diamanten

So vielfältig die Farben von Fancy Diamanten sind, so sehr variiert auch der Grund für die Farbe.

Die Farbe von gelben Diamanten ist auf Einschlüsse von Stickstoff im Kristallgitter des Minerals zu erklären, die in Form von sog. Lines angeordnet sind. An diesen Linien wird das Licht absorbiert und die gelbe Farbe des Steins erzeugt. In diesem Zusammenhang fällt mitunter der Begriff Cape Lines – angelehnt an die Bezeichnung der ersten Funde von gelben Diamanten in der ehemaligen Kapprovinz in Südafrika.


Natürliche Vorkommen von gelben Diamanten

Südafrika gilt seit jeher als die Quelle bzw. als das Vorkommen weltweit, wo die meisten gelben Diamanten gefunden.
Als in den 1860er Jahren größere Vorkommen in Südafrika entdeckt wurden, war die Begeisterung hoch. Gelbe Diamanten galten zu dieser Zeit als eine Rarität und wurden nur wenig in den seinerzeit bestehenden Minen in Indien und Australien geborgen. Weitere Vorkommen von gelben Diamanten existieren in Russland, Angola, Sierra Leone und Brasilien, wobei die sogenannten Cape Diamanten (cape diamonds) aus Südafrika und die Zimmy-Diamanten aus Sierra Leone dank der leuchtend gelben Farbe als die hochpreisigsten gelben Diamanten gehandelt werden.


Berühmte gelbe Diamanten


Gelbe Diamanten - Gelbe Mineralien

Auf den ersten Blick gibt es viele gelbe Mineralien und Edelsteine, die mit gelben Diamanten verwechselt werden. Erst bei genauerer Betrachtung der Steine fällt auf, dass kein anderes Mineral der Welt mit den Eigenschaften von gelben Diamanten mithalten kann.

Aufgrund der Farbe liegt der Vergleich mit gelbem Calcit, Tsilaisit/Gelber Turmalin, Citrin, gelber Tansanit, Coelestin, Heliodor, Jargon/Zirkon, Korund sowie Topas nahe. Daneben existieren Fälschungen und Imitationen aus Glas oder Zirkonia.


Der Preis von gelben Diamanten

Wenn es darum geht, gelbe Diamanten zu kaufen, werden mehrere Kriterien herangezogen, um einen objektiven Preis festzulegen. Namentlich werden

betrachtet.

Gelbe Diamanten, die von intensiver, rein-gelber Farbe ohne Oberton sind, werden am hochpreisigsten gehandelt. Hellgelbe Diamanten oder graustichige gelbe Diamanten sind von geringerem Wert. Hinzu kommt die Frage, ob die Farbe des Diamanten naturbelassen ist oder im Nachhinein eine Farbkorrektur bzw. Aufwertung der Farbe stattgefunden hat. Unbehandelte Diamanten gelten als wertvoller.

Nicht zwingend gilt: je höher die Karatzahl, desto teurer ist ein Diamant.
Beim Preis von Diamanten werden alle Einflussgrößen der Preisbildung einbezogen und gegeneinander abgewogen, sodass ein lupenreiner gelber Diamant mit einem geringen Karatgewicht einen höheren Preis aufweisen kann als ein schwerer Diamant mit Störungen und Fehler der Reinheit.

Der Schliff ist ebenfalls von hoher Bedeutung. Diamantexperten erfassen in Gutachten die Bearbeitung des Steins: wie symmetrisch sind die Facetten gearbeitet? Überlagern sich die Facetten? Fehlen Facetten? Sind zu viele Facetten herausgearbeitet?

Der Preis von gelben Diamanten ist wie bei anderen Diamanten und Edelsteinen das Ergebnis einer gesamtheitlichen Betrachtung. Allgemeine Aussagen zum Preis von gelben Diamanten sind schwer, der Preis schwankt innerhalb der Farbgruppe extrem. Fancy yellow Diamanten gibt es bereits ab ca. 80 Euro pro Karat, während der Preis von deep yellow Diamanten das Dreifache beträgt.

Im Vergleich zu weißen Diamanten und anderen Fancy Diamanten gelten gelbe Diamanten als die Diamanten mit dem geringsten Preis.


Auch interessant:


Quellen:
⇒ Haüy, R. J. (1806): Diamant. IN: Lehrbuch der Mineralogie
⇒ Schmidt-Phiseldeck, L. W. v. (1807): Diamanten und Licht. IN: Systematische Darstellung aller Erfahrungen über allgemeiner verbreitete Potenzen
⇒ Le Clerc de Buffon, G. L. und Schaltenbrand. H. J. (1839): Diamant. IN: Sämmtliche Werke, sammt den Ergänzungen
⇒ Kluge, C. E. (1860): Diamant. Farbe. IN: Handbuch der Edelsteinkunde für Mineralogen. Steinschneider und Juweliere
⇒ Löhr, A. (1867): J. J. von Tschudi´s Reisen durch Südafrika. IN: Archiv der Pharmazie
Ueber eine vergängliche Entfärbung von gelben Diamanten. Berichten Chatrian und Jacobs. IN: Archiv der Pharmazie (1883)
⇒ Streeter, E. W. (1892): Diamond. IN: Precious Stones and Gems. Their History, Sources and Characteristics
⇒ Doelter y Cisterich, C. A. (1893): Unterscheidung des Diamanten. IN: Edelsteinkunde. Bestimmung und Unterscheidung der Edelsteine und Schmucksteine. Die künstliche Darstellung der Edelsteine
⇒ Bank, H. (1992): Diamanten. Pinguin-Verlag Innsbruck
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
www.mindat.org - diamond
www.leibish.com - Fancy Yellow Diamonds
http://gia.edu - Yearning yellow diamonds


Letzte Aktualisierung: 23. Februar 2024




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