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Der Brillantschliff - Der klassische Diamantschliff



Kaum ein anderer Begriff steht mit in derart engem Zusammenhang mit Diamanten wie Brillanten. Bei Brillanten handelt es sich nicht um ein Synonym für das Mineral Diamant, sondern um einen Schliff, der ursprünglich eigens für Diamanten entwickelt wurde: der Brillantschliff.



Inhaltsverzeichnis Brillant

Der Name Brillant

Der Ursprung des Wortes Brillant liegt im Französischen, wobei die Vokabel brillant mit "glänzend, strahlend" übersetzt wird.

Das Wort Brillant wird Brilljant ausgesprochen, wenn auch die richtige Schreibweise laut Duden Brillant ist. Im Englischen und Französischen hingegen ist die Schreibweise Brilliant korrekt.


Definition Brillant

Brillanten sind Diamanten, die durch sich durch einen besonderen Schliff auszeichnen – den Brillantschliff. Ein Schliff mit einer festgelegten Anzahl von Facetten und einer runden Grundform in der Aufsicht.

Der Brillantschliff wurde lange Zeit ausschließlich bei Diamanten angewendet; daher teilweise auch die Bezeichnung Diamant-Schliff. Mittlerweile werden andere farblose Mineralien oder Farbedelsteine von durchsichtiger Transparenz sowie das Kunstmineral und Diamantenimitation Zirkonia zu Brillanten geschliffen.

Um Verwechslungen mit echten Diamant-Brillanten zu vermeiden, wird zusätzlich der Mineralname zum Schliff genannt, zum Beispiel Saphir-Brillant, Tansanit-Brillant, Topas-Brillant oder Zirkonia-Brillant.




Die Entstehung des Brillantschliff

Historische Diamantschliffe

Bis der heute bekannte Brillantschliff in Perfektion entwickelt wurde, vergingen viele Jahrhunderte.
Jahrhunderte, in denen die Techniken zur Steinbearbeitung, die Auswahl und Erfindung der zum Schleifen von Diamanten geeigneten Werkzeuge fortschritten.

Im 14. Jahrhundert konzentrierten sich die damaligen Steinschleifer auf das Polieren der naturgegebenen Kristallflächen von Diamanten. Die Rohkristalle des härtesten Minerals der Erde weisen die geometrische Form eines Oktaeders auf, wobei unversehrte Steine an den Kanten sehr spitz sind. Dementsprechend wurden die damals auf Hochglanz polierten Steine als Spitzstein bezeichnet.

Um 1400 wurden Diamanten erstmals leicht in der Form verändert und erste größere und kleinere Facetten sowie die frühesten Form der Kalette und der Tafel wurde geschaffen. Der Name des historischen Schliffs: Dickstein oder Tafelstein.

Mit dem 15. Jahrhundert und der Erfindung der Schleifscheibe wurden die Rohdiamanten mit mehr Facetten versehen. Die Steinschleifer erkannten bereits zu diesem Zeitpunkt, dass Diamanten mit vielen Facetten und einer Tafel im Mittelpunkt des Diamanten intensiver strahlen und das Feuer bestmöglich zur Geltung bringen. 18 Facetten zählen die zum „Einfachen Gut“ geschliffenen Diamanten.

32 Facetten und die erste Rundiste der Geschichte weist das „Zweifache Gut“ auf. Ein Schliff, der um 1650 entstand und eine Idee von Jules Mazarin (1602 bis 1661), seines Zeichens Kardinal aus Frankreich war; daher alternativ auch als Mazarin-Schliff tituliert.

Wenige Jahre später wurde in Italien das „Dreifache Gut“ geboren. Der Schliff geht auf Vicenzio Peruzzi zurück. Der Peruzzi-Schliff gilt als der Vorgänger des Brillantschliffs, gleichen die Proportionen und die Anzahl der Facetten von allen historischen Diamantschliffen denen von Brillanten am ehesten.


Der Brillantschliff von 1919

Der Durchbruch in der Berechnung der optimalen Proportionen und Facettenanzahl für geschliffene Diamanten gelang im Jahr 1910 dem Belgier Marcel Tolkowsky (1899 bis 1991). Er schuf die Maßgaben für Brillanten, die auch heute noch Gültigkeit besitzen.


Brillant-Variationen

Die Hände der folgenden Generationen von Diamantenschleifern sollten nicht stillhalten. Mit den Jahren wurden diverse Variationen geschaffen, die mehr oder weniger Anwendung finden.

Dass der Ideal-Brillant von Johnson und Rösch aus dem Jahr 1926 nicht gängig ist, wird mit unharmonischen, weil unförmigen Grundform des Ideal-Brillanten begründet. Der Parker-Brillant von 1951 ist ebenfalls nicht Usus, da der Schliff das Feuer des Diamanten nicht unterstützt wird. Der Tolkowsky-Brillantschliff von 1919 überzeugt mit einem schönen Farbenspiel, wird aber von der Qualität des Feinschliff-Brillanten alias Feinschliff der Praxis oder Praktischer Feinschliff übertroffen. Die 1939 kreierte Brillant-Version orientiert sich an der Qualität der Facetten von Diamanten mit herausragender Brillanz. Die Facetten werden daran angelehnt in der praktischen Anwendung auf den zu schleifenden Diamanten berechnet und übertragen.

Die Entwicklung vom „Ur-Brillanten“ hin zum heutigen Brillanten ist nicht nur für Historiker von Bedeutung und Interesse. Anhand der verschiedenartigen Ausprägungen der Schliff kann die Entwicklung des Handwerks und der benutzten Werkzeuge rekonstruiert werden. Ein Diamant mit einem historischen Schliff gibt demnach nicht nur Auskunft über den ungefähren Zeitpunkt der Bearbeitung, sondern auch die technischen Möglichkeiten sowie die handwerklichen Fertigkeiten und Fähigkeiten.


Begriffsklärungen

Brillanz
Die Brillanz von Diamanten gibt an, wie stark bzw. in welchem Ausmaß das Licht an der Oberfläche eines Brillanten gespiegelt wird.


Das Feuer von Diamanten
Das Feuer von Diamanten wird als das regenbogenartige Farbspiel im Licht beschrieben, das infolge der Zerlegung in die Spektralfarben des Lichts an den Facetten von Brillanten zu sehen ist.


Facette
Das Wort Facette stammt genau wie der Begriff Brillant aus dem Französischen und wird mit Seitenfläche übersetzt. Facetten sind Schleifflächen, an denen das Licht reflektiert wird. Die Form des Facetten ist sehr variabel.


Oberteil
Das Oberteil eines Brillanten (englisch: top view oder crown) wird auch Krone genannt und ist der Teil eines Brillanten, der durch die Rundiste vom Unterteil getrennt wird. Das zentrale Element der Krone ist die Tafel, die vom Tafel- und Hauptfacetten umsäumt wird.


Unterteil
Das Unterteil eines Brillanten (englisch: bottom view oder pavilion) bzw. Pavillon ist der spitz zulaufende Teil, der an die Rundiste angrenzt. An der Brillantspitze befindet sich die Kalette.


Rundiste/Rondiste
Die Rundiste oder Rondiste (englisch: girdle) trennt die Ober- von der Unterseite eines Brillanten wie einen Gürtel und ist ebenfalls mit feinen Facetten versehen.


Tafel
Die Tafel stellt die größte Facetten eines Brillanten dar. Die Tafel (englisch: table) befindet sich mittig im Oberteil des Brillanten und „fängt“ das eintreffende Licht auf.


Kalette
Die Kalette (englisch: culet) ist die Facette, die am untersten Ende der Spitze des Pavillons befindet. Die Kalette ist die kleinste Facette eines Brillanten. Teilweise wird auf die Kalette verzichtet. Die Bedeutung der Kalette gleicht einer Begrenzung des eintreffenden Lichts. Licht, das durch die Tafel in den Stein gelangt und an der Kalette gebündelt reflektiert wird.


Hauptfacetten
Hauptfacetten sind rautenförmige Facetten, die in obere (kite facets) und untere (pavilion main facets) unterschieden werden.


Tafelfacetten
Die oberen (star facets) und unteren Tafelfacetten schließen sich direkt an die Tafel an und sind von dreieckiger Form.


Rundistenfacetten
Rundistenfacetten werden in obere und untere Rundistenfacetten (upper und lower girdle facets) unterschieden und befinden sich am äußeren Rand des Brillanten, angrenzend an die Rundiste.



Die Merkmale von Brillanten

Der Brillantschliff ist ein runder Facettenschliff, der insbesondere bei Mineralien mit durchsichtiger Transparenz angewendet wird – die Steine können farblos wie auch farbig sein.

Infolge der Vielzahl von Facetten wird die Dispersion unterstützt, die Mineralien und Edelsteine im Brillantschliff gewinnen an Feuer und Glanz.

Die Anzahl der Facetten, die ein Brillant aufweisen muss, ist genau definiert. Die Krone besteht aus mindestens 32 Facetten und im Unterteil, dem Pavillon, werden wenigstens 24 Facetten gezählt.

Die 32 Facetten des Oberteils bzw. der Krone sind in der Anordnung und Aufteilung in Tafel, obere Haupt-, Tafel- und Rundistenfacetten festgelegt.
Die Krone eines Brillanten besteht aus acht Tafelfacetten, acht oberen Hauptfacetten sowie 16 Rundistenfacetten und der Tafel, so dass sich in der Summe 32 Einzelfacetten – 33, wenn die Tafel addiert wird, ergeben.

Die Unterseite des Brillanten, der Pavillon, wird durch 16 untere Rundistenfacetten und acht untere Hauptfacetten gebildet – insgesamt 24 Facetten.

Ein Brillant ist in der Aufsicht rund. Die achteckige Tafel stellt den Mittelpunkt des Brillanten dar und wird umsäumt von acht Tafelfacetten, die zusammen mit der Tafel die Gestalt eines achtstrahligen Sterns bilden. Darauf folgen die rautenförmigen, oberen Hauptfacetten. Den Abschluss der Krone bilden die 16 oberen Rundistenfacetten, die an die Rundiste anschließen. Die Rundisten wird an der Brillantunterseite von 16 unteren Rundistenfacetten umgeben, denen wiederum acht untere Tafelfacetten sowie die Kalette am Ende folgen.


Brillanten und Karat

Will man das Gewicht eines Edelsteins oder Minerals ermitteln, wird in der Regel einer Karatwaage bedient. Das Karat ist die Einheit, in der das Gewicht von Mineralien angegeben wird. Bis zum Jahr 1907 existierten unterschiedliche Werte, wie viel ein Karat wiegt. Um ein international gültiges Karat zu schaffen und damit auch die Vergleichbarkeit des Edelsteingewichts zu gewährleisten, wurde sich darauf verständigt, dass ein Karat dem Gewicht von 0,2 Gramm entspricht.

Diamantenexperten können mitunter auf die Waage verzichten und das Gewicht allein anhand der Größe des Brillanten angeben. Der Grund: sowohl die Maße wie auch die Anzahl der Facetten eines Diamanten ist festgeschrieben, so dass aufgrund des Durchmessers eines Diamanten im Brillantschliff das Gewicht ohne Berechnung ermittelt werden kann.

Brillanten mit einem Durchmesser von 2,2 mm weisen ein Gewicht von 0,04 Karat auf, ein 6,5 mm großer Brillant wiegt 1 Karat. Ein Brillant mit 8,2 mm Durchmesser bringt 2 Karat auf die Waage, 3 Karat sind es bei 9,3 mm Durchmesser und ein 5-karätiger Brillant misst 11 mm im Durchmesser. 


Der Wert von Brillanten

Die Frage, wie viel ein Brillant wert ist, ist nicht einfach zu beantworten.
Viele Faktoren und Qualitätsmerkmale spielen eine bedeutende Rolle, um die Güte eines Diamanten im Brillantschliff nach objektiven Maßstäben einschätzen zu können.

Das Gemological Institute of America (GIA) hat 2005 für Brillanten eine fünfstufige Skala eingeführt, die bei der Qualität von Brillanten zwischen excellent (herausragend), very good (sehr gut), good (gut), fair (angemessen) und poor (schlecht) unterscheidet.

Wesentlich für die Beurteilung eines Brillanten nach GIA-Maßstäben sind mathematisch und optische Größen. Ein Brillant, der für den Laien als perfekt gilt, ist für den Diamantengutachter noch lange nicht von ausgezeichneter Qualität.

Eingehend untersucht werden

Zusätzlich zu der Qualität des Brillantschliffs werden bei der Ermittlung des Preises weitere Kriterien hinzugezogen, die als die 4C bekannt sind und von denen der Schliff ein Kriterium darstellt.

Wie hoch der Preis eines Diamanten oder Diamanten ist, bestimmen demnach die Farbe (Color), die Reinheit (clarity), das Gewicht (carat) und der Schliff (cut), die detailliert aufgeschlüsselt wurden (siehe 4C – Kriterien zur Bewertung der Qualität von Diamanten).


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Quellen:
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Das Schleifen und Bohren der Edelsteine (1864). IN: Die Gewinnung der Rohstoffe aus dem Innern der Erde, von der Erdoberfläche sowie aus dem Wasser Inhalt: Die Erdbohrung ; der Steinbrecher ; der Bergbau ; Gewinnung der Erze ; die fossilen Brennstoffe ; Gewinnung des Kochsalzes ; Gewinnung und Verarbeitung der Edelsteine ; Landwirthschaft ; Garten- und Weinbau ; Viehzucht ; Jagd- und Forstwirthschaft ; das Wasser und seine Schätze ; Fischerei und Süßwasserfischzucht ; mit drei Tonbildern, über 220 Text-Illustrationen sowie einem Titelbilde
⇒ Brinckmann, J. (1867): Edelsteinkunde. IN: Abhandlungen über die Goldschmiedekunst und die Sculptur
Die Fürsten des Steinreichs (1869). IN: Das Ausland. Ueberschau der neuesten Forschungen auf dem Gebiete der Natur-, Erd- und Völkerkunde
⇒ Schrauf, A. (1869): Schraufs Edelsteinkunde und dessen Ansichten über die ursprüngliche Entstehung des Diamants. IN: Das Ausland. Ueberschau der neuesten Forschungen auf dem Gebiete der Natur-, Erd- und Völkerkunde
⇒ Seubert, K. und Seubert, M. (1883): Schliff der Edelsteine. IN: Handbuch der allgemeinen Warenkunde für das Selbststudium wie für den öffentlichen Unterricht
⇒ Bauer, M. (1896): Der Brillant. IN: Edelsteinkunde eine allgemein verständliche Darstellung der Eigenschaften, des Vorkommens und der Verwendung der Edelsteine, nebst einer Anleitung zur Bestimmung derselben für Mineralogen, Steinschleifer, Juweliere, etc
⇒ Bank, H. (1992): Diamanten. Pinguin-Verlag Innsbruck
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München



Letzte Aktualisierung: 15. März 2023




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