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Cushion-Schliff - Cushion Cut – Kissenschliff



Wertvolle Edelsteine und kunstfertige Schliffe sind eine untrennbare Kombination. Die Schönheit vieler Mineralien wird erst mit dem perfekten Schliff zur Geltung gebracht. Einige Schliffe haben sich im Laufe der Jahre zu zeitlosen Klassikern herauskristallisiert. Neben dem Brillantschliff gilt der Cushion-Schliff als einer der beliebtesten Schliffe für Steine in Verlobungsringen – klassisch, elegant und aufsehenerregend.



Bild 1: Berühmte Diamanten (Echte Wagner Margarine, Bd. 2, 1930)

rechts: "Napoleon I. trägt den Prinzregent am Degenknauf"; Regent-Diamant im Antiken Kissenschliff, 140,64 Karat


Die Geschichte des Cushion-Schliffs

Die Anfänge des Kissenschliffs (engl. Cushion Cut oder Pillow Cut) gehen bis in das 17. Jahrhundert zurück.

Der Idee, einen Schliff zu kreieren, dessen Form dem eines Kissens ähnelt, liegt ein langwieriger Prozess zugrunde. Die Vorgänger des heutigen Kissenschliffs gleichen bei weitem nicht dem Bild des modernen Cushion-Schliffs.

Als Prototyp des Kissenschliffs gilt der Tafelschliff – ein rechteckiger Schliff mit zentraler Tafelfacette im Oberteil, an die sich ringsum weitere, kleinere Tafelfacetten anschließen.

Ein Name, der im Zusammenhang mit dem Cushion Cut fällt, ist Vinzent Peruzzi. Der aus Italien stammende Edelsteinschleifer wandelte den Tafelschliff im späten 17. Jahrhundert ab, indem er diesem mehr Facetten hinzufügte.
Der nach ihm benannte Peruzzi-Schliff erinnert in der Aufsicht an ein Quadrat mit abgerundeten Kanten, zählt 32 Facetten im Oberteil und 24 Facetten im Unterteil. Aus dem Peruzzi-Schliff entwickelte sich gegen 1830 der Candlelight-Schliff. Die Merkmale: eckige Grundform mit abgerundeten Kanten und einem hoch gearbeitetem Oberteil, das aufgrund der vielen Tafelfacetten den Diamanten im Kerzenlicht (engl. Candlelight) besonders farbenreich erstrahlen ließ. 1870 entstand eine „Neuauflage“ des Candlelight-Schliffs, der unter dem Namen Antiker Cushion-Schliff (engl. Antique Cushion Cut) bekannt wurde, und im Gegensatz zum Vorgänger-Modell etwas rechteckiger, weniger quadratisch gearbeitet wurde.

Der Cushion Cut, wie man ihn heute kennt, wurde im frühen 20. Jahrhundert präsentiert – passend zur Zeit des Art Deco. Eine Stilrichtung, die auf geometrische Formen setzte, die sich auch in der Welt der Edelsteine und des Schmucks wiederfanden.


Bild 7: Berühmte Diamanten (Echte Wagner Margarine, Bd. 3, 1929)
rechts: "Der Cullinan wird Eduard VII. von England zum Geburtstag überreicht"; oben: Cullinan 1 im Tropfenschliff; unten: Cullinan 2 im Kissenschliff

Cushion-Schliff – Die Merkmale

Der Kissenschliff ähnelt in der Aufsicht einem Quadrat; teilweise gehen die Proportionen auch ins Rechteckige. Im Vergleich zu anderen eckigen Schliffen wie dem Princess-Cut, Smaragdschliff oder Baguetteschliff sind die Kanten jedoch deutlich abgerundet, d.h., der Cushion Cut gleicht einem rundlichen Quadrat, wobei das Verhältnis von Länge zu Breite bei quadratisch gehaltenen Cushion-Schliffen 1,00 bis 1,05 beträgt, während länglichere, rechteckigere Schliffe ein Länge-Breite-Verhältnis von maximal 1,00 zu 1,10 aufweisen.

In der Seitenansicht kommt der Vergleich mit einem Brillanten auf, das der Cushion Cut ebenfalls eine flach gearbeitete Krone besitzt, die zur Mitte des Steins hin breiter wird, durch einen Gürtel bzw. eine Rundiste gekennzeichnet ist, die Ober- und Unterteil des geschliffenen Steins voneinander trennt, Das Unterteil bzw. Pavillon verjüngt sich nach unten und wird von der Kalette begrenzt, die wie ein Reflektor das in den Stein einfallende Licht zurückwirft.

Insgesamt verfügt der Kissenschliff in der Summe über 58 Facetten, die das Licht in verschiedene Richtungen streuen und somit bewirken, dass der Stein – vor allem im Kerzenlicht – in den Spektralfarben erstrahlt.


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Edelsteine und Diamanten im Cushion Cut

Der Cushion-Schliff ist insbesondere für Steine mit durchsichtiger Transparenz prädestiniert. Bei trüben, undurchsichtigen Mineralien käme das Spiel mit dem Licht und die daraus resultierenden regenbogenfarbenen Effekte nicht zum Tragen.

Ein weiteres Kriterium, ob ein Stein für den Cushion Cut geeignet ist, ist die Frage der Reinheit. Durch die Vielzahl an Facetten sowie die große Tafelfacette im Oberteil des Steins fallen Fehler auf der Oberfläche oder im Stein leichter auf.
Einschlüsse von Gasen, Flüssigkeiten oder anderen Mineralien und Risse oder Sprünge im Kristall verzeiht der Kissenschliff nicht.

In Bezug auf Diamanten werden vor allem lupenreine Exemplare empfohlen, bei denen Inklusionen oder anderweitige Makel selbst unter 10-facher Vergrößerung nur schwer zu identifizieren sind. Ob ein Diamant lupenrein ist, wird anhand der Bezeichnungen SI1, VS2, VS1, VVS2, VVS1, IF und Fl deutlich (Näheres zur Reinheit von Diamanten hier).

Die Farbe der Diamanten ist ebenfalls von hoher Bedeutung. Die besten Lichteffekte entstehen bei Diamanten von reinweißer Farbe (Farbgraduierung D bis H). Diamanten mit leicht getöntem Einschlag wirken im Cushion Cut dunkler.

Auch wenn die ersten Steine im Cushion-Schliff farblose bzw. weiße Diamanten waren, wurde und wird der Schliff auch auf andere Edelsteine und Mineralien adaptiert. Fancy Diamanten in gelb, braun, grün, rot, orange, blau, pink, violett, grau und schwarz werden ebenso im Kissenschliff gehalten, wie andere Farbedelsteine, bspw. Rubin, Granat, Tansanit, Blautopas, Saphir, Weißer Saphir, Pinker Saphir, Smaragd, Amethyst, Rauchquarz, Alexandrit, Prasiolith, Aquamarin, Chromdiopsid, Rubellit, Morganit und Kunzit.

Der Großteil aller Steine im Kissenschliff wird in Verlobungsringe eingefasst, aber auch Schmuck im Vintage-Stil wird mit Cushion Cut-Steinen verziert, vor allem opulente Cocktailringe oder Ringe im Halo-Design setzen auf den Cushion-Schliff. Der Stein steht im Mittelpunkt und wird zusätzlich von einem Ring weiterer Steine in derselben Farbe oder als Kontrast in anderen Farben umgeben.


Der Preis von Diamanten im Cushion-Schliff

Der Wert eines Diamanten kann nicht pauschalisiert werden. Der Preis von Diamanten setzt sich aus dem Zusammenspiel von vier Größen zusammen, die unter der Bezeichnung 4C laufen.

Die Kriterien für die Bewertung sind international eindeutig definiert, sodass die Qualität von Diamanten vergleichend objektiv festgelegt werden kann. Alle Einflussgrößen werden einzeln betrachtet, fließend aber gleichermaßen in die Preisbildung mit ein.

Abhängig von der Gesamtqualität variiert der Preis von weißen Diamanten im Kissenschliff zwischen 1.200 bis 5.000 Euro pro Karat. Farbdiamanten im Cushion Cut sind deutlich kostenintensiver. Angesichts der Seltenheit farbiger Diamanten von 0,01 Prozent an der Fördermenge aller Diamanten weltweit keine verwunderliche Tatsache. Hinzu kommen gravierende Preisunterschiede innerhalb der Sektion der Fancy Diamanten, die auf den absoluten Vorkommen einzelner Farben beruhen. Braune und gelbe Diamanten sind mit einem Anteil von 80 % am häufigsten unter allen Farbdiamanten vertreten. Blaue, grüne, violette und rote sowie pinke Diamanten sind eine Rarität par excellence. So kostet bspw. Ein gelber 1-Karäter im Kissenschliff ca. 7000 Euro, während der Preis für einen violetten Cushion Cut-Diamant 19.000 Euro beträgt und ein blauer Diamant im Kissenschliff schon einmal 200.000 Euro/Karat kosten kann.

Einer der teuersten Diamanten im Kissenschliff ist der Blue Moon of Josephine Diamant. Ein blauer Diamant mit einem Gewicht von 12,03 Karat, der im November 2015 für 48,5 Mio. US-Dollar versteigert wurde.

Eine günstigere Alternative zu echten Diamanten und anderen Edelsteinen im Cushion-Schliff sind Zirkonia, Moissanit und gezüchtete Diamanten (sog. Lab grown Diamonds).


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Quellen:
https://4cs.gia.edu - The Cushion Cut Engagement Ring — A Classic Shape
Cushion Cut Diamond: An Old And New Classic
www.leibish.com - Cushion Cut Diamond Shape - Pillow Cut Diamond
⇒ Schumann, W. (2017): Edelsteine und Schmucksteine: alle alle Arten und Varietäten; 1900 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München

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Letzte Aktualisierung: 20. Oktober 2023




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