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In, auf und aus Gestein gebaut - Granitschale im Lustgarten Berlin



Granit ist ein vielseitig einsetzbarer Naturstein – ob als Bordstein, Wandvertäfelung, Schotter, Straßenpflasterstein, Skulpturen oder Mörser. Eine etwas größere, als bei handelsüblichen Mörsern bekannt, Schale aus Granit steht in Berlin/Deutschland – die Granitschale im Lustgarten.



Die Granitschale im Lustgarten

Auf halber Strecke zwischen Brandenburger Tor und Alexanderplatz, in direkter Nachbarschaft zum Berliner Dom steht die aus Granit gefertigte Schale im Berliner Lustgarten, einer Grünanlage nahe der Museumsinsel.

Initiator für die Gestaltung der Granitschale war Friedrich Wilhelm III. (1770 bis 1840). Bei einem Besuch auf einer Ausstellung der Bauakademie in Berlin 1826 wurde dem damaligen König von Preußen eine Granitschale vorgestellt. Das Kunstwerk mit einem Durchmesser von 1,83 m wurde vom deutschen Steinmetz Christian Gottlieb Cantian (1794 bis 1866) geschaffen und ging alsbald in den Besitz von William Cavendish, Herzog von Devonshire über. Daraufhin bestellte Friedrich Wilhelm III. bei Cantian eine Granitschale, die deren Maße noch übertraf.

Die Suche eines entsprechend großen Granits – die Granitschale sollte aus einem Felsstück gefertigt werden – führte den Steinmetz nach Rauen/Landkreis Oder-Spree in Brandenburg. Als eiszeitliches Relikt befanden sich vor Ort mehrere Findlinge, u.a. auch der Große Markgrafenstein, aus dem die Granitschale gemeißelt wurde. Aus Gründen der Handhabung wurde die tonnenschwere Schale direkt in den Rauener Bergen aus dem Granit geschlagen. 20 Steinmetze waren mit der Bearbeitung beschäftigt, so dass am 26. April 1828 die äußere Gestalt der Granitschale fertiggestellt werden konnte. Die anschließende Aushöhlung dauerte bis zum 4. August 1828.

Der folgende Transport bereite anfangs Schwierigkeiten. Bedingt durch das Gewicht von 7,5 t zerbrachen die tragenden Fichtenbohlen und die Schale konnte nur wenige Meter pro Tag Richtung Spreekanal fortbewegt werden. Dennoch erreichte die Granitschale auf dem Schifffahrtsweg am 6. November 1828 Berlin. Damit die Schale vor der Ankunft keine Blessuren wie Kratzer oder Schrammen davontrug, wurde im Vornherein auf die Politur der Granitschale verzichtet. Die Vollendung einschließlich öffentlicher Ausstellung wird auf den 10. November 1934 geschrieben. Von der ursprünglichen Planung Karl Friedrich Schinkels, die Granitschale in der Rotunde des Königlichen Museums (heute Altes Museum) auszustellen, wurde abgesehen. Mit einem Durchmesser von 6,90 m und Umfang von 21,7 m nahm die Granitschale mehr Platz ein als vorgesehen. Aus diesem Grund wurde die Granitschale auf dem Museumsvorplatz aufgestellt.

Bis 1934 war der Standort sicher, doch um Schutz vor Zerstörungen anschließender Aufmärsche im Deutschen Reich Unter den Linden zu verhindern, wurde die Granitschale versetzt. Dennoch wurde die Granitschale während eines Bombenangriffs im 2. Weltkrieg beschädigt, blieb aber erhalten. Seit 1981 befindet sich die Granitschale nun wieder am Originalschauplatz im Lustgarten. Ohne Spuren ging der Transport nicht vonstatten. Die Granitschale brach auseinander, konnte aber gekittet werden. Als Zeuge des Bruchs sind auch heute noch Risse in der unter Denkmalschutz gestellten Granitschale erkennbar. Im Zuge dessen wurde zeitgleich der Sockel bestehend aus Lausitzer Granit gegen französischen Granit ausgetauscht.

Herkunft des Gesteins der Granitschale

Die Fertigung der Granitschale im Berliner Lustgarten erfolgte wie bereits erwähnt in den Rauener Bergen. Auch wenn der Granitfindling in Brandenburg gefunden wurde, liegt der eigentliche Herkunftsort in Schweden. Die Granitschale besteht aus sogenanntem Karlshamn-Granit – eine Granitvarietät, die nur in der südschwedischen Provinz Blekinge und im Nordosten der Insel Bornholm/Dänemark vorzufinden ist.

Das Alter des Karlshamn-Granits wird auf 1450 Mio. Jahre datiert. Zur Zeit der dano-polonischen Gebirgsbildung drangen granitoide Gesteinsschmelzen aus dem Erdinneren Richtung Erdoberfläche. Aufliegende, ältere präkambrische Gesteinsmassen verhinderten den Austritt als Lava, weshalb die Magma unterirdisch innerhalb von Jahrtausenden zu Granit auskristallisieren konnte. Kennzeichen der grobkörnigen Karlshamn-Granite ist deren rötliche Farbgebung, bedingt durch Feldspäte. Die Gemengeteile des südschwedischen Granits sind zudem sehr gut ausgebildet und teilweise im Vergleich zu anderen Graniten recht groß. Weiterhin auffällig sind die in hoher Zahl enthaltenen Mengen an Biotit. Das dunkle Glimmermineral ist nahezu lagenweise im Gesteinsverbund eingebunden. Unterschiedliche Kristallisationszeitpunkte der Bestandteile des Granits führten während der Bildung zu Spannungen und damit zu Rissen im Gestein. Daraus resultierende Blöcke wurden nach anschließender Verwitterung aus dem Verbund gelöst.

Nachdem in der Saale- und Weichselkaltzeit (300.000 bis 130.000 Jahre vor heute bzw. 115.000 bis 11.700 Jahre) aus Skandinavien nach Mitteleuropa vordringendes Eis in Bewegung kam, wurden im und an der Unterseite der Gletscher riesige Gesteinsblöcke, sogenannte Findlinge, mitgerissen. Als das Klima im heutigen Europa wärmer wurde, kam es zur Aufschmelzung der Gletscher und zur Ablagerung der Findlinge, im vorliegenden Fall in Rauen.

Von besonderer Größe der zahlreichen Findlinge sind der Kleine und Große Markgrafenstein. Der Große Markgrafenstein weist ein Gewicht von 700 bis 750t auf im Gegensatz zum Kleinen Markgrafenstein, der auf ein Gewicht von 280 t bei einer Höhe von 5,7 m kommt. Die Granitschale im Lustgarten wurde aus dem Großen Markgrafenstein gefertigt, wobei infolge der Abtragung von vormals 29,5 m Höhe noch 17m übrig geblieben sind. Aus den „Resten“ der Granitschale wurden kleinere Werke wie der Steinerne Tisch geschaffen.

Die weitere Bearbeitung der Markgrafensteine ist heute verboten, da die Granitfindlinge den Status Naturdenkmal tragen.

Findlinge
In, auf und aus Gestein gebaut - Brandenburger Tor
Steinere Zeugen - Topasfelsen Schneckenstein



Quellen:
www.dhm.de - Historische Aufnahmen der Granitschale
www.kristallin.de - Übersichtskarte zur Geologie Schwedens
www.kristallin.de - Karlshamn-Granit
Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach*
Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH*
Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München*
⇒ Maresch, W., Medenbach, O.; Trochim, H.-D. (1987): Die farbigen Naturführer Gesteine. Mosaik Verlag GmbH München
Murawski, H. (1992): Geologisches Wörterbuch. Ferdinand Enke Verlag Stuttgart*
Schumann, W. (1994): Steine und Mineralien sammeln; finden, präparieren, bestimmen. BLV Verlag München*

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Letzte Aktualisierung: 8. Februar 2019




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