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Steinerne Zeugen - Lange Anna Helgoland



Was passieren kann, wenn Sedimentgesteine lange genug von den Kräften des Wassers bearbeitet werden, zeigt sich am Beispiel der Langen Anna auf Helgoland (Schleswig-Holstein).



Die Lange Anna

Die Lange Anna ist ein Felsen in der Nordsee, der zum Gebiet der Insel Helgoland, Kreis Pinneberg, gehört. Auf einer Fläche von 1,7 km2 wird Helgoland in die Hauptinsel, an deren Nordwestende sich die Lange Anna befindet, und die Nebeninsel Düne unterschieden.

Die Bezeichnung Lange Anna geht auf das frühe 20. Jahrhundert zurück. Vormals wurde der Felsen Nathum Stak – friesisch für Nordhorner Brandungspfeiler, genannt, bis die Personifizierung mit der Kellnerin Anna stattfand, in Anlehnung der schlanken, großen Gestalt der Helgoländerin.

Der rötliche, von helleren waagerechten Lagen durchzogene Felsen der Langen Anna ragt mit einer Höhe von 47 m aus der Nordsee heraus. Die Gestalt schmälert sich vom Fuß, 21 m Durchmesser, hin zur Oberkante auf einen Durchmesser von 14 m und nimmt dabei ein Volumen von 17.000 m3 bei einem Gewicht von 26.910 t ein.


Bild 1: Lange Anna und Nachbarfelsen (Quelle: Hans Peter Dehn / pixelio.de)


Einst war die Lange Anna mit den benachbarten Felsen über eine Art natürliche, steinerne Brücke verbunden.
Unter der erodierenden Tätigkeit und Wirkung der Wellen der Nordsee wurde diese Verbindung vor Jahrzehnten zunichte gemacht.
Um weitere Zerstörungen der Langen Anna durch die Brandung zu unterbinden, wurde von 1903 bis 1927 auf einer Länge von 1.300 m ein bis zu fünf Meter mächtiger Schutzwall um den nicht begehbaren Felsen im Meer errichtet. Zudem wurde dem Felsen aus Sandstein im Jahr 1969 der Status Naturdenkmal zugeschrieben.

Trotz der Schutzvorrichtung im Meer schritt der Zerfall fort. Aus diesem Grund entwickelte die Stiftung Lange Anna seit dem Jahr 2000 beginnend ein Sanierungskonzept. Dieses sah vor, Hohlräume im Gestein der Langen Anna mit Beton auszugleichen. Infolge weiterer Untersuchungen an der Langen Anna wurde vom technischen Erhalt abgesehen, da sowohl der Aufwand als auch die Kosten zu hoch wären. Stattdessen wird das Naturdenkmal fortan der Natur überlassen.

Entstehung und Zerfall der Langen Anna

Die Lange Anna ist das Ergebnis zahlreicher Sedimentationen beginnend vor 257 Mio. Jahren (Perm).
Zu dieser Zeit breitete sich in Europa bedingt durch tektonische Absenkungsvorgänge der Erdkruste ein weites Meer auf, das sich von der Ostküste des heutigen Groß Britanniens über den Süden Norwegens und Schweden bis an die Küsten des Baltikums, weiter südlich verlaufend der Ostgrenze Polens folgend hin zur deutschen Mittelgebirgslinie erstreckte. Mit der Verbindung zum Weltmeer erhöhte sich die Salzkonzentration im Zechsteinmeer. Einhergehende Verdunstungsprozesse bewirkten über Jahrmillionen hinweg die Bildung von Eindampfungssedimenten wie bspw. Gips, Anhydrit, Dolomit oder Salz. Im Fall von Helgoland und der Langen Anna bildete sich ein Salzkissen.

In der nachfolgenden Trias (251 bis 199,6 Mio. Jahren) begünstigten kräftige Winde und heißtrockene Klimate die Verwitterung der Gebirgsstöcke der Variskischen Orogenese weiter südlich des heutigen Helgolands. Die Region um Helgoland war weiterhin von Wasser umgeben, so dass lockere Sedimente aus dem Gebirgsraum angespült wurden. Das Ergebnis sind die den Salzstock überlagernde Buntsandsteinlagen, die unter der Auflast weiterer Sedimente aus Keuper, Jura, Kreide und Tertiär der folgenden Jahrmillionen verfestigt wurden.

Nachdem der Druck des Aufliegenden für die untersten Schichten zu hoch wurde, kam es zu plastischen Verformungen des Salzgrundstocks. Entsprechend der Neigung von Salz, aufzusteigen, wurden parallel die Schichten jüngeren Alters gehoben, teilweise zerbrochen und in die Schieflage bewegt, heute noch erkennbar an der leicht gekippten Haltung der Langen Anna.

Mit dem Ende der letzten Eiszeit in Norddeutschland (Weichseleiszeit 11.500 bis 11.700 Jahren) kam es schließlich zur Isolierung Helgolands vom deutschen Festland.

Ab diesem Zeitpunkt waren Helgoland und die Lange Anna der Brandung ausgesetzt, die durch die Wucht der Nordseewellen über Jahre hinweg Gesteinsmaterial vom Felsen abrasierte.
Zusätzlich setzten in feine Katersandlagen (nahezu unbefestigte Sandsteinschichten) eindringendes Meer- und Niederschlagswasser dem Felsen zu: salziges Meerwasser führt dazu, dass nach der Verdunstung des Wassers Salzkristalle aufwuchsen, verbunden mit einer Volumenzunahme und resultierendem Gesteinszerfall.
Niederschlagswasser wirkt vor allem in den Wintermonaten. Durch den wiederholten Wechsel von Wasser im flüssigen und gefrorenen Aggregatzustand kommt es begingt durch die 9%-ige Volumenzunahme der Eiskristalle zu Rissen im Gestein (Frostsprengung). Bei fortlaufender Verwitterung weiten sich die Risse und Spalten bis Felsbrocken aus dem Verbund gelöst werden.


Bild 2: Briefmarke 100 Jahre Vogelwarte Helgoland mit Langer Anna


Derzeit zeigt die Lange Anna Erosionsschäden durch Verwitterung; aufgrund dessen ist in Zukunft mit weiterem Verlust an Gesteinsmaterial zu rechnen.

Im März 2011 war die Lange Anna samt nachgelagerter Felsen auf den 1,45 €-Briefmarken der Deutschen Post zu sehen.

Siehe auch:
- Steinerne Zeugen - Loreleyfelsen
- In, auf und aus Gestein gebaut - Burg Stolpen
- Steinerne Zeugen - Wissower Klinken


Quellen:
- Sanierungskonzept der Langen Anna - www.stiftung-lange-anna.de
- Deutsche Post - Briefmarke Lange Anna
- Bildquelle: http://www.pixelio.de/details.php?image_id=425342&mode=search

Letzte Aktualisierung: 4. April 2018




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